Trunken vor Mutterglück – Kater inklusive
Mit einem Kind ändert sich alles. In erster Linie der Blick auf das Leben. Das wird mir bei der Begegnung mit einem jungen Mann klar. Heute morgen standen wir beide vor dem Supermarkt, jeweils ein Spiegelbild des anderen:
Zerwuselte Haare, Tränensäcke bis zum Boden und die Kleidung hing irgendwie schief an unseren völlig übermüdeten Körper. “Bestimmt ein Papa”, griente ich in mich hinein. “Wahrscheinlich hat das Kind ihn wach gehalten und jetzt versucht er vor der Arbeit schnell sein Frühstück zu organisieren. Ein Leidensgenosse im Geiste.”, frohlockte ich. Denn irgendwie tut es ja immer gut, wenn es anderen genauso dreckig ergeht wie einem selbst.
Und ich hatte dank Kind definitiv eine unruhige Nacht. Immer, wenn Knöpfchen eine neue Lieblingsspeise entdeckt, freuen der Papa und ich uns derart, dass wir ihr reichlich davon anbieten, um sie und uns noch mehr zu erfreuen. Bei Süßkirschen erwies sich das als recht fragwürdige Strategie. Im Ergebnis verbrachte ich ungefähr die halbe Nacht damit, Knöpfchens Bauch zu massieren und tröstend den Kopf zu streicheln.
Nachdem das Bauchweh nachließ, fiel ich in einen komatösen Schlaf bis mein Wecker – ich hatte seine Dienste in den vergangenen Monaten recht selten beansprucht – der Meinung war, es sei Zeit für mich, aufzustehen. Ich teilte seine Meinung nicht und weigerte mich, seinem Weckruf Folge zu leisten. Resultat: Es war mal wieder zu spät für alles. Aus einer ausgiebigen Dusche wurde ein hastiges Zähneputzen und aus einem üppigen Frühstück wurde wachkomatöse Wanken vor der Schiebetür von Lidl. Zusammen mit dem Leidensgenossen.
Als sich die Türen öffneten, schnappte ich zwei Croissants und schlurfte so schnell es ging zur Kasse, wo Zombie Nr. 2 bereits die Pole Position ergattert hatte. Neugierig warf ich einen Blick auf das Einkaufsband. Was es bei ihm wohl zum Frühstück gibt?
Erschüttert blickte ich auf die Flasche Doppelkorn.
Gleichzeitig durchströmte mich beim Verlassen des Marktes eine tiefe Dankbarkeit. Für die Kraft, das Vertrauen und die Zufriedenheit, die Knöpfchen mir gibt. Nicht selten wird das Babyjahr verglichen mit dem Zustand des Verliebtseins. Ich kann das nur bestätigen. Ich schwebe seit Knöpfchens Geburt.
Wenn Angst, Sorgen und Stress an meine Tür klopfen, wenn mir alles zu viel wird und ich jegliches Vertrauen in die Zukunft verliere, baue ich innerlich das Bild meiner kleinen tapsigen, manchmal größenwahnsinnigen Tochter auf. Dann überkommt mich ein Gefühl der Unbesiegbarkeit. Irrsinnigerweise blende ich völlig aus, dass es anderen nicht so geht, dass ihnen mein nerviges Grinsen megamäßig auf den Sack geht, dass sie keinen Halt im Leben haben.
Halt.
Das ist das wichtigste, was ich meiner Tochter geben will. Das Schöne ist, gerade in ihrem Bedürfnis nach Halt, finde ich Halt. Das ist irgendwie paradox. Da hat der Mensch 6000 Jahre innovatives Schaffen investiert, um die Natur zu überwinden, sich zu lösen von seinen biologischen Fesseln und seinem Leben jenseits von Fortpflanzung, Ernährung und Co einen Sinn zu geben. Doch jetzt, da ich der Biologie endlich Folge leiste, kann ich die Frage nach meinem Sinn des Lebens ohne zu zögern und zu zweifeln beantworten.
Mein Kind.

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