MEGA – Make Erziehung great again

Erziehung ist irgendwie viel schwieriger als angenommen. Sie macht jedoch gerade dann Spaß, wenn man eine pädagogische Flachbirne wie ich ist. Als 5-jährige stand für mich fest, ich erfülle meinem Kind jeden Wunsch. Als 15-jährige beherrschte mich pädagogische Gleichgültigkeit. Als 25- jährige lehnte ich Fortpflanzung meiner Person ab. Als 35-jährige geistern mir nun die pädagogischen Empfehlungen von Herrn Jan-Uwe Rogge durch den Kopf: Kinder sollen nicht bestraft werden, sondern lediglich die Konsequenzen ihres Handelns spüren. Sein erhobener Zeigefinger fordert dazu auf, Konsequenzen immer vorab zu formulieren. Wenn-Dann-Konsequenzen nennt er das.

Was Herr Rogge verheimlicht bzw. nur in Nebensätzen verklausuliert, ist, dass Eltern die  Reaktionen auf die Konsequenzen des kindlichen Verhaltens auch aushalten können müssen. So erlitt ich vergangenes Wochenende eine nachhaltige, mit zahlreichen Medikamenten zu therapierende Traumatisierung, weil ich meinem Kind beharrlich die Konsequenzen seines Handelns spüren lassen wollte.

Schauplatz war der Abendbrottisch. Meine Tochter ist eigentlich recht selbstständig. Lässt man sie allein essen, schnabuliert sie geschwind ihren Brei. Ohne Hilfe. Tendenziell finde ich es allerdings merkwürdig, wenn sie alleine ihre Essen zu sich nehmen muss. Von wegen Gemeinschaft und so. Daher leisten wir ihr in der Regel Gesellschaft. Keine sonderliche innovative Haltung, jedoch mit weitreichenden Folgen.

Kaum befindet sich nämlich eine adulte Person in der Nähe von Gnä‘ Frau, verwandelt diese sich in ein hilfsbedürftiges Wesen mit zwei großen Kulleraugen. Unbeholfen streckt sie mir dann ihren Löffel entgegen. Treffender könnte sie selbst mit Worten nicht sagen: „Füttere mich!“

Fast ist es so als stünde auf meiner Stirn ‚Löffelgeberin‘. Warum sollte sie die Dienste ihrer Handlanger nicht auch in Anspruch nehmen, wenn sie schon mal verfügbar sind. Pädagogisches Genie, dass ich bin, versuchte ich ihr mit Kopfstimme zu vermitteln, dass sie durchaus in der Lage ist, alleine zu essen. Ja, ich bin ein Verfechter positiver Verstärkung. Schließlich hatte ich sie oft genug inkognito aus der Küche observiert und war Zeuge ihrer ausgefeilten Löffelkünste geworden.

Knöpfchen sah das anders.

Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht Kind und Knöpfchen nicht Erwachsen spricht, doch sie streckte mir mit einem leicht narzisstischen Ausdruck im Gesicht beharrlich den Löffel entgegen. Ist es erstaunlich, dass das Essgerät mit regelmäßiger Lichtgeschwinidgkeit zu Boden sauste? Die Breischlieren eine Etage tiefer waren stumme Zeugen des überraschenden Stelldichein von Fußboden und Löffel. Allmählich merkte ich, wie mein pädagogischer Geduldsfaden ausleierte. Grrrrr. Ruhig! Was würde Jan-Uwe tun? Konsequenzen! Ankündigen! Mit wenn-dann!

Hier wäre die klare Aufforderung Jan-Uwe Rogges zu aushaltbaren Konsequenzen hilfreich gewesen. Damit meine ich von Eltern durchzuhaltende Konsequenzen.

Ich hätte dann wahrscheinlich die folgende Wenn-Bedingung mit einer beliebigen Dann-Konsequenz beendet:

„Wenn Du den Löffel jetzt noch einmal auf den Boden fallen lässt, dann….“

Beispielsweise mit

… dann puste ich Dich an.

Oder

… dann pupse ich Dich an.

Vielleicht auch

… dann springe ich im Kreis.

Selbst

… dann bohre ich in der Nase.

wäre eine Option gewesen. Der Wenn-Dann-Varianten gab es gar viele. (Es handelt sich hierbei zwar nicht um gewaltfreie, dafür jedoch um konsequente Kommunikation. Außerdem glaube ich an Gott und meine Familie, aber nicht an Giraffen und Wölfe.)

Doch ich Trottel musste stattdessen ausgerechnet diese wählen, die mich direkt in das Epizentrum eines Schreibebens katapultierte.

„Wenn Du den Löffel jetzt noch einmal auf den Boden fallen lässt, isst Du auf dem Boden weiter!“

Jap. Damit übertrat ich in glanzvoller Weise die Demarkationslinie zwischen pädagogisch wertvoll und pädagogisch einfach nur beschissen. Erwartungsvoll blickte Knöpfchen mich an. Schüttelte grinsend mit dem Kopf und aß ihren Brei mit dem Löffel NICHT auf. Plong. Nanosekunden später setzten der Fußboden und der Breilöffel ihr Techtelmechtel freudig fort.

Natürlich war ich konsequent. Schließlich zähle ich mich zur pädagogischen Elite. Ich bin die Geduld und Konsequenz in einer Person. Quasi Paul-Vincents Papa 2.0. Nur in weiblich. Trotzdem fand Knöpfchen die Konsequenz bescheuert und unterstrich ihre Meinung in akustisch unmissverständlicher Weise.

Ja.

Ich würde jetzt gerne erzählen, wie ich anschließend pädagogisch adäquat auf die Bedürfnisse meines Kindes einging und wie ich ihm gleichzeitig in ausgeglichener Balance seine Grenzen aufzeigte, wie ich damit konsequent blieb und wie Knöpfchen fortan den Löffel nicht mehr zu Boden fallen ließ und damit die Liaison zwischen Fußboden und Besteck abrupt beendete.

Pusteblume.

Mit ihrer gefühlt eine Stunde andauernden Schreiorgie hatte Knöpfchen mich innerhalb weniger Minuten weich gekocht. Sie ging auf meine Bedürfnisse nach Ruhe nicht ein, zeigte mir meine Grenzen auf und schrie konsequent, sodass ich fortan den Löffel für sie hielt und meine Medikamentenschrank um diverse Sedativa erweiterte.

Logische Wenn-Dann-Konsequenz?

Und wenn ich den Löffel nicht abgegeben habe, dann halte ich ihn bis heute…

Mama wandert mit Baby

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