Was das Gute an Corona ist

Diese Woche berichtete meine Psychotherapeutin mir, dass es eine Studie gebe, die die Wirkung von positiven und negativen Gedanken auf die Hirnhemisphären untersuchte. Demnach beeinflussten negativen Gedanken die rechte Hirnhälfte und positive die Linke. Bei Epilepsiepatienten, die bewusst dankbare Gedanken entwickelten, reduzierten sich die Anfälle signifikant. Das bringt mich dazu, meinen non-defizitären Blick zu schärfen. Das Ergebnis sind meine Top 5 positiver Veränderungen durch Corona in meinem Leben:

  1. Leben im Hier und Jetzt

Mehr denn je lebe ich in der Gegenwart. Ich plane nicht. Ich strukturiere zwar, konzentriere mich jedoch voll auf das Hier und Jetzt. Keine Ahnung, in was für einer Gesellschaft wir nächste Woche leben. Momentan gibt es nahezu täglich neue Anordnungen, Verfügungen, Regeln. Manche sinn- und maßvoll, manche nicht. Dieses von Tag zu Tag tut mir unendlich gut und entspannt mich mental.

2. Mehr kostbare Zeit mit Knöpfchen

Durch die permanente Betreuung meiner Tochter hat sich mein Leben zwar sehr verdichtet, andererseits gleichzeitig auch entschleunigt. Kein Hetzen zur Kita, nicht schnell noch ins Fitnessstudio und danach wieder zur Kita und am besten noch in die Kinderbibliothek. Auch das Einkaufen wurde stark komprimiert. Wir verbringen deutlich mehr Zeit miteinander, die wir bewusst gestalten. Sei es beim Basteln, beim Kochen, im Garten.

3. Höhere Wertschätzung gegenüber vermeintlichen Selbstverständlichkeiten

Ich empfinde tiefe Dankbarkeit dafür, …

…dass meine Eltern gerade in keinem Pflegeheim oder Krankenhaus sind.

…dass ich mich frei in der Natur bewegen darf.

…dass ich in Deutschland permanent über Trinkwasser aus dem Wasserhahn verfügen, stabil auf Strom zurückgreifen kann, sodass ich Brot und Gemüse einfrieren kann.

…dass ich im deutschen Gesundheits- und Sozialsystem lebe, sodass ich selbst bei Erkrankung oder Jobverlust trotzdem ein Netz unter mir weiß.

…dass ich einen Partner an meiner Seite habe, mit dem ich meine Sorgen teilen kann, der unser Tochter mitbetreut, einkaufen geht und viele weitere kleine Gänge übernimmt, die mir den Freiraum zum Durchatmen verschaffen.

…dass ich einen Beruf habe, der mir meine Miete und Ernährung sichert, bei einem Arbeitgeber, der zumindest versucht, diese Zeit zu überbrücken und in einem Team, dass optimistisch und zuversichtlich an die Zukunft geht.

Ich empfinde auch Dankbarkeit für das Leben, dass ich vor Corona hatte, dessen Kostbarkeit leider manchmal verschwand hinter Sehnsüchten oder Neid. Dank Internet konnte ich immer Leute sehen, die klüger, reicher, schöner sind, mehr reisen, mehr Kinder haben, mehr Erfolg haben, mehr was auch immer haben und dadurch das Gefühl bei mir hervorrief, dass das was ich habe, nie genug sei und es immer ein Besser gebe.

Angesichts der realen existenziellen Bedrohung steigt meine Wertschätzung für mein Leben, die Besitztümer und die getroffenen Entscheidungen. Es ist nicht so, dass ich vorher diese Dinge nicht wertgeschätzt habe. Es war aber durchaus so, dass ich zu anderen schielte und mich schlecht fühlte, wenn sie etwas hatten, was ich vermeintlich auch wollte. Ich denke gerade nicht darüber nach, was in zwei Monaten ist oder was jetzt gerade nicht ist, sondern bin schlichtweg dankbar für alles, was ich habe und hatte.

4. Bewusste Strukturierung meines Alltags

Die gleichzeitige Betreuung und Berufstätigkeit verlangten nach mehr Struktur. Diese zu schaffen ist mir nicht gerade in die Wiege gelegt. Denn irgendwie kann ich die Dinge ja auch Laufen lassen. Nicht selten bin ich stark verführt, Mittagsschlaf ausfallen zu lassen oder das Abendritual in die Länge zu ziehen, da jede Stunde, die das Kind morgens länger schläft, mehr Schlaf für meinen Mann und mehr ungestörte Arbeitszeit für mich bedeutet.

Diese innere Haltung witterte unser kleines Knöpfchen und nutzte es gnadenlos aus. Neue Routinen mussten her: Es gibt jetzt einen Wechsel aus Obst- und Süßigkeitentag. Sonntag ist mein Nachrichtenfasttag. Der Renner ist aber tatsächlich die abendliche Lesestunde per Whatsapp mit Oma.

5. Mehr Digitalität

Es klang schon durch –sowohl beruflich als auch privat findet das Leben zunehmend digital statt. Wir nehmen inzwischen an Kindergottesdiensten digital teil, die Ostersuche fand per Videokonferenz statt und berufliche gestalte ich den Prozess Betreuung auf Distanz. Dadurch erwerbe ich zahlreiche Fähigkeiten in dem Bereich, was ich auch für die Zukunft als sehr gewinnbringend empfinde.

Ja, Corona verändert mein Leben. Nicht nur zum Negativen!

05.04.2020

Mama wandert mit Baby

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