Kindermund tut Veränderung kund

Die vergangene Woche  war geprägt von der Hinwendung zu Gott. Ehrlich gesagt, stolpere ich über diesen Satz.  Obwohl er den Tatsachen entspricht, bin ich  erstaunt, dass er meiner Tastatur entspringt. Doch es ist wahr. Mein Knöpfchen und ich sind Pfingstsonntag getauft worden. Wir sind nun Christen.

Begänne ein Blog mit diesen Zeilen, würden vor meinen inneren Auge lauter Negativ-Klischees aufploppen. Kreuztragende, stets vor sich hinmissionierende, selig-dämlich dreinblickende, Fair Trade bekleidete Moralisten, die Andersgläubige für ihren Lebenswandel verurteilen.

Ich weiß nicht, wann und wie dieser Blick auf Christen in mein Bewusstsein geraten ist. In jedem Fall beeinflusste er meine Wahrnehmung gegenüber Gläubigen dermaßen, dass ich mich in ihrer Gegenwart irgendwie unbehaglich fühlte.  Und zwar bevor ich überhaupt ins Gespräch mit ihnen kam.

Ja, dieses stereotype Denken steuert bis heute meine Bereitschaft gegenüber Nicht-Christen über meine Taufe und meinen Glauben zu sprechen oder eben nicht zu sprechen. Aus Angst vor der Schublade ‘Moralapostel’, rede ich nur selten über meinen Glauben.

Zwar trage ich ein Kreuz, um meine Zugehörigkeit zu Gott sichtbar zu machen. Das war es aber auch schon. Ich ziehe nicht bei jeden Problem die Bibel aus der Tasche, falle vor heiligen Statuen auf die Knie oder verurteile Ungläubige. Nein, ich bin sogar ein Verfechter der Evolutionstheorie, gelegentlich wanke ich betrunken durch die Stadt und fluche wie ein Strolch. Letzteres und Vorletzteres natürlich nicht vor meiner Tochter. Naja, und Vorletzteres liegt dank Schwangerschaft und Stillen bestimmt auch schon zwei Jahre zurück. Gut, gut.

Warum dann ein Artikel über dieses Thema? Ich will mein inneres Gedankenmuster durchbrechen. Offen sein. Vielleicht auch ein bisschen erklären. Eine Erwachsenentaufe ist in der heutigen Zeit eher ungewöhnlich. Entweder man wird Christ qua Geburt oder ein tiefgreifendes Erlebnis führt im späteren Leben zu Gott.

So ist bei Erwachsenentaufen der Erklärungsbedarf groß. Ähnlich wie bei Vegetariern. Ein Fleischesser muss seinen Fleischkonsum nicht rechtfertigen. Ein Nicht-Christ seinen fehlenden Glauben ebenfalls nicht. Der Vegetarier und der Christ sind in der heutigen Zeit die Normabweichler.

Betrachte ich meinen Weg zu Ihm, kann ich weder mit dem durch die Muttermilch aufgesogenen Glauben noch mit einer Begegnung mit Gott während eines Nahtoderlebnisses dienen. Mein Weg war banaler. Von zwei-drei Hinweisschildern möchte ich kurz berichten:

Nach der Schule reiste ich viel in Osteuropa und traf dort auf eine ganz andere, weniger rationale Frömmigkeit als in Deutschland. Ich besuchte Kirchen und Klöster. Dabei begegnete ich zahlreichen Christen.

Beispielsweise in Ungarn kreuzte sich mein Weg mit einem jungen Mann, der ehrenamtlicher Mitarbeiter bei den Maltesern war. Er engagierte sich am Rande einer Industriestadt nordwestlich von Budapest für die Belange der Sinti und Roma, die in einer alten Bergarbeitersiedlung lebten. Sein Engagement zielte auf die Integration der Zigeuner (wie sie sich selbst nennen) in die ungarische Gesellschaft ab.

Für dieses Engagement wurde er von seinen Mitmenschen geächtet und beleidigt. Und die Zigeuner? Auch sie enttäuschten ihn, indem sie wichtige Termine platzen ließen oder kurz nach der Arbeitsaufnahme der Arbeit fernblieben. Kopfschüttelnd fragte ich ihn, woher er bei all den Widerständen seine Kraft nehme? Ohne zu zögern zeigte er gen Himmel. Mit dieser Geste hatte er alles gesagt.

Ähnlich in Albanien, wo ich in den nördlich gelegenen Bergen eine Missionsstation der Franziskannerinnen besuchte. Es handelt sich dabei um eine Region, die von großer Armut, Blutrache und fehlender Infrastruktur geprägt ist. Ziel dieser Missionsstation ist neben der Missionierung, eine Infrastruktur aufzubauen (Aufbau fester Unterkünfte) sowie Einheimische zu qualifizieren (z.B. gibt es eine kleine Nähwerkstatt).

Ich bereiste das Land im Winter. Es war kalt und grau. Als wir abends bei einem heißen Glas Tee beisammen saßen, erzählten die Schwestern vom Lotterieaufstand 1997 und wie Leute, denen sie derzeit halfen, in die Station eindrangen, sie mit Waffen bedrohten, fesselten und das Lager plünderten. Sie erzählten aber auch von Familien, die sie anschließend in ihre Häuser aufnahmen und beherbergten bis die Station wiederhergestellt war.

Fassungslos starrte ich diese beiden knochigen Frauen an und fragte sie, wieso sie einst blieben? Nachdem ihr Leben bedroht und sie ihrer Freiheit beraubt worden waren!!! Die beiden warfen sich einen kurzen Blick zu. Sie hätten gehen können, aber Er – dabei verwendeten sie die gleich Geste wie der junge Maltesermitarbeiter – hatte sie gesandt. Er sage ihnen schon, wann es Zeit zu gehen sei.

Schließlich traf ich in meiner Arbeit für den Verein Initiative Christen für Europa in Dresden auf zahlreiche Jugendliche, die ich auf einen internationalen Freiwilligendienst vorbereitete und dabei begleitete. Wenn ich sie fragte, was ihr Antrieb, ihre Motivation sei, erhielt ich nicht selten die gleiche Geste als Antwort.

Diese und viele andere Begegnungen berührten mich und inspirierten mich zu fragen, wer Er eigentlich sei? Schließlich verstand ich, dass alle diese Begegnungen ein Ja von Gott waren. Ein ja von Gott zu mir und meiner Fähigkeit, Widerstände zu überwinden, das Leben anzunehmen. Ihm zu vertrauen.

Die Erkenntnis traf mich, als im Jahr 2015 erst meine Mutter und kurz darauf meiner Vater die Diagnose Krebs erhielten. Damals bat ich ihn um ein Zeichen. Kurz darauf war ich – nach zwei Jahren ‘Üben’ – schwanger. Damit war plötzlich der weitere Weg so klar. Ich wusste genau, was ich zu tun hatte. Zwar erschien mir der Weg sehr steinig und beschwerlich, doch vor der Schwangerschaft war er schlicht unüberwindbar. Ich ging ihn voller Zuversicht. Ich stehe fest.

Am 04.06.2017 ließ ich mich im Lutherhaus Jena taufen und bin nun mit Ihm vereint.

Und heute? Beim Anblick von Knöpfchen ertappe ich Gott täglich auf frischer Tat!

Mama wandert mit Baby

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