Um Mamas Willen – Was ist ein Mamahonk?
Dass etwas nicht mit mir stimmte, spürte ich schon länger. Die merkwürdige Blicke anderer Eltern, des Kinderarztes und des Mannes bestätigten meinen Verdacht. Ich war ein Mamahonk! Das war eine lebensverändernde Nachricht, mit der ich erst umzugehen lernen musste. Das war eine harte, wenn nicht die härteste Zeit in meinem Leben.
Nun, nach einigen Jahren ausgiebiger Recherche und Forschung, bringe ich meinen mamoiden Sachverstand ins Netz und bemühe mich um Aufklärung. Es folgen erste Erkenntnisse zu der Lebensform des Mamahonks – in der Hoffnung Gleichgesinnte zu finden und Verständnis zu erzeugen.
Unbekannt und übersehen – die verborgene Vielfalt eines Mamahonks
Das pädagogische Mamaversum spaltet sich in Helikopter-, Rasenmäher- oder U-Boot-Mütter in der einen und den Rabenmüttern in der anderen Hemisphäre auf. Gemeint sind überfürsorgliche oder eben vermeintlich vernachlässigende (zumeist berufstätige) Mütter.
Beide sehen sich dem Verdacht der Kindeswohlgefährdung ausgesetzt, weil sie zu viel oder eben zu wenig für den Nachwuchs tun. Damit bieten sie sich gegenseitig eine hervorragende Projektionsfläche für einen saftigen Shitstorm.
Beide Gattungen sind wissenschaftlich hinreichend untersucht. Doch in letzter Zeit berichten Expert:innen gehäuft über Sichtungen einer neuen Gattung von Mamas: Das Mamahonk.
Bei dem Mamahonk (lat. mamahonko sapiens) handelt es sich um eine hybride Art von Mamas, die Merkmale sowohl von Helikoptermamas als auch von Rabenmamas aufweist. Ursachen für das merkwürdige Verhalten paarungsgeschädigter Mamahonks liegt wohl in deren komplexen Hirnstruktur, die derart ausschließlich bei Mamahonks festgestellt wurde.
Hirnstruktur eines Mamahonks
Ersten Studienergebnissen zufolge lässt sich das neuronale System (Hirn) eines Mamahonks in drei Hirnareale untergliedern:
- Das Mama-Es bildet die Basis und somit die präevolutionäre Gesamtheit der genetisch bedingten Verhaltensmuster, die nur ein Ziel haben: Die Versorgung des Nachwuchses. Geht es nach dem Es, so muss die reine, unverdorbene Brut gegen all die schädlichen Einflüsse der äußeren Welt verteidigt werden – entsprechend der Maxime: Geheiligt sei mein Baby, wie im Gitterbett, so in der Kita.
- Das Mama-Über-Ich wird während der Adoleszenz erworben und umfasst die Gesamtheit feministischer Verhaltensmuster zur selbstbestimmten Lebensweise. Maßgeblich bestimmt wird das Über-Ich von der Idee, die moderne Mama sei beruflich erfolgreich, teile sich die Care-Arbeit gleichberechtigt mit dem Papahonk und verabschiede sich von der Vollkasko-Mentalität zur Versorgung der Kinder. Stattdessen fordert es: Babysitter und blaue Flecken für alle!
- Das Mama-Ich bildet sich während der Metamorphose vom Hibbelhonk zum Mamahonk heraus und beschreibt das emotionale Hirnareal des Mamahonks. Es ist stets um Konfliktausgleich zwischen dem Es und dem Über-Ich bemüht. Don Qiijote ist ein Scheißdreck dagegen.
Lebens- und Verhaltensweisen eines Mamahonks
Gelegentlich bis immerzu kommt es zu kolossalen Funktionsstörungen zwischen den mamahonk‘schen Gehirnarealen, die insbesondere aus den synaptischen Übertragungsfehlern zwischen den Arealen Mama-Es und Mama-Über-Ich resultieren.
Brutpflege
Soll der Nachwuchs durch ein anderes als das Muttertier betreut werden, läuft das Mama-Es auf Hochtouren. Noch bevor der neue Lebensraum vom Kind betreten wird, führt das Mamahonk ein Hochsicherheitscheck durch. Alle Steckdosen gesichert? Alle Kabel aus dem Weg geräumt? Die Wände mit Kissen tapeziert?
Als vertrauensbildende Maßnahme muss die fremdbetreuende Person aus dem Kopf sämtliche kinderärztliche Notrufnummern der Stadt auflisten und anschließend anhand einer Puppe eine Herzdruckmassage für ein Baby durchführen. Erst dann ist Mamahonk für eine Trennung bereit.
Nachdem das Baby sich von Rockzipfel, Hüften, Beinen, Bauch, Po und Armen des Mamahonk gelöst und verabschiedet hat, flucht das Mamahonk ausgiebig bei einem Cocktail mit anderen Mamahonks über die heutigen gesellschaftlichen Erwartungen an Mamas.
Das Über-Ich frohlockt, dass es nun endlich wieder arbeiten kann. Es werden zahlreiche Termine zum Meditieren, Sauna, Kurzurlauben vereinbart, die das Es kurzfristig absagt, weil nicht ausreichend Keksdosen, Windeln, Feuchttücher und Babytrinkfläschen in der Wickeltasche für die Babysitterin waren.

Das Ernährungsverhalten
Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist das moderne Mamahonk zwar ein so genannter Allesfresser, ernährt sich jedoch vorzugsweise vegetarisch. Das Mamahonk ist in der Lage, sich gesund zu ernähren, da es sich während der Schwangerschaft Wissen im Umfang eines ernährungswissenschaftlichen Studiums angeeignet hat.
Aufgrund der menschheitsgeschichtlichen Entwicklung ist es jedoch besser an die Schokokost angepasst und bevorzugt kakaohaltige Lebensmittel, um seinen Nährstoff- und Energiebedarf zu decken.
Dementsprechend nimmt es die für den Nachwuchs von der Verwandtschaft mitgebrachten Kinderriegel und Schokobons stets kopfschüttelnd an, presst mit Müh und Not ein „Das wäre doch nicht nötig gewesen!“ zwischen den tropfenden Zähnen hervor, nur um sie von den Filae ungesehen unmittelbar zu verschlingen.
Denn beim Nachwuchs legt das Mamahonk einen gesteigerten Wert auf vollwertige und ausgewogene Kost. Im Bau versorgt es sein Rudel mit glutenfreien Kicherbsenbratlingen an vegetarischen Brennnessel-Mangold-Auflauf sowie mit einem Bananen-Frischkäse zum Dessert.
Wissenschaftler:innen haben allerdings bei einer Forschungsexpedition ermitteln können, dass das Mamahonk in ökologischen Nischen wie Schwimmbädern, Lichtspielhäusern und auf Kindergeburtstagen nach einem 30-sekündigen Vortrag über gesunde Ernährung ausnahmsweise einknickt und seine Brut mit Gummitierchen, Pommes und Cola versorgt.
Das Beziehungsverhalten
Mit Drohnen und Wärmebildkameras beobachteten Forscher:innen, wie nach Abschluss der Metamorphose zum Mamahonk alle im Naturgesetz verankerten Rechte auf Fortpflanzung zwischen Papa- und Mamahonk außer Kraft gesetzt wurden. Hibbelhonk adé!.
Das elterliche Bett das pränatal als Ort ausgiebiger Kopulation, Meditation und Diskussion diente, wurde umfunktioniert zum Familienbett. Statt Körper verkeilen sich im Schlafzimmer maximal noch Windelpackungen, Kinderbücher und aussortierte Babykleidung.
Auswirkungen
Die dysfunktionale Kommunikation zwischen Über-Ich und Es erzeugen das große MAMA GEJAMMA. Dabei handelt es sich um dauerhaftes Lamentieren des Mamahonks, berufliche, mütterliche und eheliche Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen. Infolge leiden insbesondere der Nachwuchs, der Mann und soziales Umfeld verstärkt unter Irritationen.
Gesteuert vom Mama-Es organisiert das Mamahonk sämtliche schnöde Haushaltspflichten weg, schaltet Smartphones, Türklingel und Feueralarm aus, um wertvolle Zeit mit dem Kind zu verbringen. Kurz darauf stellt das Mama-Über ich fest, dass Ausmalen, Rollenspiele und Basteleien sich anfühlen, als hätte es zu viel Perenterol eingenommen und nun an Darmträgheit leide.

Daraufhin schlägt das Mamahonk dem Knirps vor, sich anzuziehen, rauszugehen und dem Kind seine Sturzerfahrungen machen zu lassen. Ein Kind ohne Weinen, Trotzen und Bocken sei doch kein Kind. So das Über-Ich. Rechtzeitig schreitet das Es ein und trifft entsprechende Schutzmaßnahmen. So kommt es, dass der Nachwuchs eines Mamahonks nicht selten bis an die Zähne eingepackt mit Sturzhelm, Knie- und Ellenbogenschützer vom Mamahonk den Himalaya hinuntergeschubst wird.
An gefühlt 25 Stunden am Tag wird auch Papahonk vom widersprüchlichen Verhalten eines Mamahonks irritiert. Permanent verlangt das Mamahonk nach gerechter Aufteilung der Care Arbeit. Greift der Mann beherzt ein und übernimmt selbstbestimmt Erziehungsaufgaben, ist das in den Augen eines Mamahonks stets ungenügend, falsch bis hundsmiserabel.
Es betitelt den Mann mit Wörtern die ausschließlich im sprachlichen Index stehen. Nicht selten stürzt der Papahonk in eine Identitätskrise und Orientierungslosigkeit, die nur mit dem Erwerb von Schokoprodukten im Gegenwert eines Cabrios abgemildert werden können.
Selbst im öffentlichen Leben kann es zu recht widersprüchlichen Verhalten eines Mamahonks kommen:
Was Spiritus für das Feuer, ist Babygeschrei für das Mamahonk: Ein Brandbeschleuniger. Vernimmt eine herkömmliche Mama Babygeschrei, zeigt sie eine angemessene Reaktion, die von einer vernunftbegabten und empathiefähigen Persönlichkeit zeugt. Sie denkt: „Oh, das Arme, hat bestimmt Hunger.“ und geht des Weges.
Anders die Gattung des Mamahonks. Hört ein Mamahonk Babygeschrei, ist sie unmittelbar davor das Bewusstsein zu verlieren. Gefolgt von einem plötzlichen Milcheinschuss. Ob der drohenden Gefahr für das Baby, alarmiert das Mamahonk ein beliebiges Jugendamt, den Katastrophenschutz sowie die Menschenrechtskommission. Um im nächsten Moment die Mutter des Babys ausgiebig zu bemitleiden und eine „Initiative zur Wiederherstellung des seelischen Gleichwichts von Jungmüttern und Frauen in Situationen mit Kindern“ ins Leben zu rufen.
Das ist das Gefährliche an einem Mamahonk: Es reagiert ohne rationales Handlungsmuster. Während herkömmliche Mamas auf familiäre Situationen, Stresshormone körperlich abbauen, indem sie Sport treiben oder meditieren, gleicht das moderne Mamahonk einem Pulverfass.
In einem sind die Wissenschaftler sich einig: Mamahonks werden ewig oder gar nicht überleben.

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