12 von 12 Juli – Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Ein gutes Vierteljahr ist mein beruflicher Wiedereinstieg her. Zeit, im heutigen 12 von 12 einen Blick darauf zu werfen, was Vereinbarkeit von Familie und Beruf für mich bedeutet. Warnhinweis: Dieser Beitrag kann verstörende Bilder enthalten.

1. Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet für mich, diese Woche täglich früh aufzustehen, mich sofort anzuzuziehen, Zähne zu putzen und mit leerem Magen auf Arbeit zu fahren. Der Mann und ich wechseln uns wochenweise mit den Bringdiensten ab. Diese Woche habe ich Spätdienst. Diese Aussage verwirrt die meisten. Spätdienst bezieht sich nicht auf die Arbeit, sondern auf meine Familie. Ich übernehme die Nachmittagsbetreuung. Das bedeutet aber auch, dass ich sehr früh im Büro sein kann. Ein Segen bei diesen Temperaturen.

2. Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet für mich, mich über die Weintrauben zu freuen, die ich gestern im Radanhänger vergessen habe. Eigentlich wollte ich sie mit in die Wohnung nehmen, nachdem ich den Radanhänger in den Keller gebrachte hätte. Doch auch das hatte ich vergessen. Bessergesagt war ich eingeschlafen, bevor ich es vergessen oder erledigen konnte. Jetzt frohlockte ich, dass ich heute eine reale Chance besaß, mit den Träubchen mein Süßigkeitenbedarf zu decken und den Schokoladenvorrat in meinem Fach zu schonen.

3. Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet für mich, morgens durch Jenas leer gefegte Straßen zu radeln.

4.Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet für mich, bei Arbeitsbeginn um 6 Uhr bereits die für meine Hobbies zur Verfügung stehende Zeit aufgebraucht zu haben: Das sind 20 Minuten für Sport und für den Entwurf für diesen Blogbeitrag im Kopf.

5. Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet für mich, nach dem “Training” in das Bürooutfit zu schlüpfen und dabei festzustellen, dass ich gestern ebenso vergaß, mich zu rasieren. Kurzum beschloß ich, dass der richtige Zeitpunkt gekommen sei, meine behaarten Beine als politisches Statement zu labeln. Ich habe einfach keine Lust mehr, meine kostbare Zeit dafür zu verschwenden, meinen Töchtern vorzuleben, Frauen dürften keine Haare an den Beinen haben.

6.Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet für mich, bereits 09:33 Uhr Mittag zu essen. Ich hatte die Qual der Wahl zwischen den restlichen Bratkartoffeln von gestern oder einem Fertiggericht. Ausgewogene Ernährung Adé.

7.Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet für mich, mich kurz nach 12 Uhr mit den Worten “Mach’s gut, Mäuschen!” von meiner Kollegin zu verabschieden. Tja, bei 35.000 Entscheidungen pro Tag konnte es schon mal vorkommen, eine Fehlentscheidung zu treffen. Mein Sprachzentrum agierte schlichtweg schon im Mamamodus.

8.Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet für mich, mich darüber zu freuen, dass der Mann gleichzeitig mit Fünkchen erkältet ist. So stellte sich die Betreuungsfrage heute nicht. Beim Heimkommen begrüßte der Mann mich mit der Information, dass die Tätigkeit als Mutter einen höheren Cortisolwert als 95% aller Berufe erzeuge. Selbstverständlich gelte das auch für ihn bei der Ganztagsbetreuung eines erkälteten Kleinkinds.

9. Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet für mich, beim Ausfüllen der Taufmeldung für Fünkchen festzustellen, dass ich vergaß, die Taufpatin zu fragen, ob sie für dieses Amt bereit sei.

10. Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet für mich, aus Fertigspätzle mit Frostgemüse und Grillkäse ein Abendbrot zu kreieren. Diät? Gesund kochen? Bio? Ich bin froh, wenn ich überlebe.

11. Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet für mich, Gedächtnisverlust…das wurde mir im Laufe des 12 von 12 klar. Heute kam ich endlich dazu, mich erfolglos auf die Suche nach dem Ursprung der Lebensmittelmotten in unserer Küche zu machen. Dabei entdeckte ich 1 kg Nacktgerste. Zum Selbermahlen. Ich hatte beim Kauf völlig vergessen, dass ich nicht im Besitz einer Mühle war. Knopf und ich beschlossen daher spontan die alte Gartenanlage in unserer Nachbarschaft um ein paar Süßgräser zu erweitern. Nachdem wir feststellten, dass das MHD bereits 2019 abgelaufen war.

12.Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet für mich, unverhoffte Zeitfenster schamlos auszunutzen. Der Mann im Garten, die Große bei Freunden und die Kleine auf dem Heimweg in der Kraxe eingeschlafen? Ungeachtet des knurrenden Magens schnappte ich den LapTop und erledigte die Finanzen. Das ist etwas, das ich eigentlich dienstags erledige. Und etwas, das ich am gestrigen Dienstag einfach vergessen habe.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet IMMER, die richtige Balance zu finden zwischen
den eigenen Ansprüchen und Erwartungen,
Zeit zu haben für die Kinder
Zeit zu haben für die Beziehung
Zeit zu haben für die eigenen Eltern
Zeit zu haben für die Geschwister
Zeit zu haben für die Freunde
Zeit zu haben für die Kolleg*innen
Zeit zu haben für Selbstfürsorge
Zeit zu haben für die Arbeit
Zeit zu haben für den Haushalt
Zeit zu haben für den Sport
Zeit zu haben für den Blog
Zeit zu haben für das politisch-gesellschaftliche Engagement
Zeit zu haben für Hygiene
Zeit zu haben für gesunde Ernährung
Zeit zu haben für Schlaf
Zeit zu haben für Nachhaltigkeit
Zeit zu haben für eine wertorientierte Erziehung
Zeit für den Glauben
und der Tatsache, dass jeder Tag nur 24h hat.

Du möchtest keinen Mamastisch-Beitrag verpassen? Dann abonniere meinen Blog und erhalte regelmäßig Neues aus dem Leben von Mamahonk.
Anregungen, Kritik? Gerne per Mail. Folge mir gerne auch auf Instagram oder Facebook, um über die neuesten Einträge informiert zu werden. Und ganz wichtig: Weitersagen & Empfehlen – danke du Schnegge😀
Toller Einblick in deinen Alltag 🙂 ich habe mich an vielen Stellen wieder gefunden, das war ein super Gefühl. Und zeigt, wie authentisch und ungeschönt dieser Artikel ist. Wir brauchen unbedingt so viel mehr davon! Ich finde auch super, dass ihr ein Familienschichtsystem habt. Das gibt mir Ideen für die Gestaltung unseres baldigen Familienalltags, wenn der Mann nicht mehr in Elternzeit ist und Ernie zur Tagesmutter geht 🙂
Vielen Dank!
Dein politisches Statement find ich klasse! Mit erhobener Faust voran, Freunde! Täterätätä! Mein Respekt, wäre es an mir, Preise zu verteilen, hätte ich einen Mamahonk-Oskar für souveräne Lebensbewältigung für dich! Und ein Sack voller Kinderschokolade!
Grüßle aus dem Mausloch
Dankeschön. ❤️
Oh wow! Wie machst Du das eigentlich dass Du dabei nicht durchdrehst? Ich bin auch oft am Limit aber wenn ich den Text lese, merke ich einfach mal wieder wie gut es uns geht mit Homeoffice, Teilzeitjob, Kita und der Mann, der sich als Freiberufler die Zeit einteilen kann.
Wer sagt, dass ich nicht durchdrehe?😆