Mamahonk macht Urlaub – Sächsische Schweiz 2022
Endlich Urlaub! Diesmal standen zur Auswahl: Korfu Stadt oder Bad Schandau. Hauptsache Sächsische Schweiz. Warum? Seit Jahren streute ich im Freundeskreis die Legende, spartanischen Outdoorurlaub mit luxuriösen AI-Pauschalreisen abzuwechseln. Stimmte auch. Zumindest, wenn ich die 15 Zelturlaube mit meinen eigenen Eltern mitrechnete. Da Knopf bisher nur das 4-Sterne- Griechenland, Ägypten und Italien kannte, wollten wir meinen kurzen erbaulichen Erzählungen endlich auch in der Gegenwart gerecht werden.
Ein Wanderurlaub sollte es sein! Viel Bewegung und gesunde Ernährung. Als Einstimmung erzählte ich den Kindern und dem Mann von den Zelturlauben meiner Kindheit. Ich ließ meine umfang- und entbehrungsreiche Outdoorerfahrung so richtig raushängen. Ich schwafelte von Zelten, Isomatten, Steinen im Rücken. Verschwieg allerdings die zwei Jahrzehnte mit Hotels, All-Inclusive-Buffets und Poolliegen zwischen Campingurlaub und Gegenwart. Das sollte sich rächen.
Nie hätte ich damit gerechnet, dass der Mann buchte, was er letztendlich buchte.
Read it, like it or leave it.
Tag 1 Sonntag: Anreise Bad Schandau – Prossen
Während der Mann im Auto darüber philosophierte, ob wir heute noch auf die Festung Königstein oder die Bastei wandern sollten, fragte ich mich, ob eher Heulen oder Weinen der Unterkunft angemessen sei?
Wir hatten einen Bungalow gemietet. In einer Kleingartenanlage!!! Ohne Buffet. Mit Kochen, Abwaschen und Endreinigung. Wenn man das Wort Endreinigung einmal ordentlich durchrüttelte – nach Durchrütteln war mir gerade – kam Erniedrigung heraus. Das war kein Urlaub. Das war Alltag. An einem anderen Ort.
„Bleib cool!“, beruhigte ich mich und atmete tief durch. Ich kannte dieses Verhaltensmuster von mir. Ein Verhaltensmuster, dass ich stur an ersten Tagen an den Tag legte. Erste Tage an einem anderen Ort waren scheiße. Egal, wohin ich fuhr. Es gab immer den klassischen Ersterscheißtag.
Als wir in Ägypten bei entspannten 27 Grad ankamen, uns durch 5 Gänge aßen und schließlich in ein Raucherzimmer untergebracht wurden, war das ein Scheißtag.
Als ich zur Mutter-Kind-Kur in Bodenmais zehn Stunden Zug mit einer Zweijährigen fuhr und bei der Ankunft feststellte, dass in der Anlage das Norovirus grassierte, war das ein Scheißtag.
Wahrscheinlich trat ich selbst am Tag meiner Geburt mit meiner Mutter in Verhandlung, um noch ein paar Tage im Uterus rauszuschlagen. Weil ich keinen Bock auf Tag 1 hatte.
Immer. Bis zur Gegenwart.
Mir stellte sich also nicht die Frage, Festung Königsstein oder Bastei, sondern scheiße oder kacke?
Bei der Ankunft bestätigten sich meine Befürchtungen: Kalter Bungalow im 90er-Jahre-Style OHNE Internet. Auf Insta könnte ich das als Retro verkaufen. Doof nur, dass ich nicht ins Netz kam. Das All Inclusive Buffet suchte ich ebenfalls vergeblich.
Der Mann war höchst zufrieden. Er hatte das, was er immer wollte. Urlaub im Garten. Nur ohne Garten. Doch wir wollten nicht kleinlich sein. Der Bungalow befand sich immerhin in einer Kleingartenanlage. Und mit Bombenaussicht. Die hatte 5 Sterne verdient.


Auch Knopf war glücklich. Oberhalb unseres Bungalows standen zwei Pferde. Sie schockverliebte sich sofort und nannte sie Weißichnochnicht und Sturkopf. Namen, die von einem tiefgehenden Verständnis von Pferden zeugten. Veterinärmedizinerin der Zukunft. Ganz sicher.
Auch ich schloss unfreiwillig Freundschaft mit zwei Tieren. In der Ecke des Schlafzimmers vergnügten sich ein Kanker und eine Spinne. Bestimmt ein Liebespaar. Deren Liebe die 90er Jahre nichts anhaben konnten. Da freute sich die Arachnologin in mir. Spontan taufte ich die beiden Erna und Bert. Sie waren mir gleich sympathischer. Die Sympathie tröstete mich jedoch nicht über fehlendes Internet, Pool und Buffet hinweg. Wie sollte ich mich die nächste Woche in diesem 45m² Pappkarton erholen?
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