Kleine Monatsrückschau Mai 2023

Als ich den Monat Mai Revue passieren ließ, fiel mir auf, dass die Frage, was sich der liebe Herrgott eigentlich dabei gedacht hat, durchaus angemessen sei? Im Mai absorbierten die Kinder meine Aufmerksamkeit mehr als Haushalt, Job und Mann zusammen. Entsprechend turbulent verlief der Monat, sodass ich am Ende angelangt, nur schweigen wollte. Mamahonks kleine Monatsrückschau enthalte ich euch dennoch nicht vor. Hier einzelne Erlebnissplitter.

Read it, like it or leave it!

Kontrolle ist gut, Vertrauen braucht Mut

Im Mai geriet ich in eine Schlüsselaffäre, die – so viel sei gesagt – das Vertrauen in meine Merkfähigkeiten schwächte und gleichzeitig mein Vertrauen in die Menschheit stärkte.

Es war der Klassiker: Seit Monaten nahm ich mir vor, die Batterie des Ersatzautoschlüssels zu wechseln. Schließlich war es soweit. Es hing mal wieder der Hauptschlüssel nicht am Schlüsselbrett. Mein persönlicher Reminder.

Innerlich zum Gott der Batterien betend, betätigte ich die Türentriegelung. Tataaa. Er öffnete. Frohen Herzens fuhr ich zum Supermarkt, um einzukaufen. Tataaa. Er schloss nicht mehr. Und surprise, surprise, es gab kein mechanisches Schloss.

Kurz wog ich ab, wie wahrscheinlich es war, dass ausgerechnet während meines bevorstehenden 30-minütigen Einkaufs jemand unser unabgeschlossenes Auto registrierte UND gleichzeitig über ausreichend kriminelle Energie verfügte, ebendieses Auto zu stehlen.

Mal ehrlich, gab es eine Alternative? Der Mann war auf Arbeit, die große Tochter im Hort und die kleine Tochter in der Kita. Eine Kita, die heute ausnahmsweise vorzeitig 15:00 Uhr schloss. Natürlich. Kitas schlossen an solchen Tagen immer früher. Oder es kamen Gäste. Oder der dringend notwendige Arztbesuch stand an.

Der Hauptschlüssel war weiß Gott, wo. Also kam ich zu dem Schluss, dass das Risiko eines Spontanraubs unseres Autos wesentlich geringer war als die Belastung des Nervenkriegs, den zweiten Autoschlüssel aufzutreiben. Ich beschloss den Kund*innen des Supermarkts zu vertrauen.

Und wurde belohnt. Der Schlüssel war übrigens in der Hose des Mannes. Und die Batterie für den Ersatzschlüssel? Die ist immernoch im Supermarkt.

Friedhof der Konsumverweigerer

Der wissenschaftliche Beweis steht noch aus, doch der Monat Mai gab Anlass zur Annahme, dass die Anschaffung von zwei Kindern wesentlich mehr Geld, Zeit und Nerven kostet als die Anschaffung eines Teslas. Mein persönlicher Aufreger – eine Kuscheltierwerkstatt in der Grundschule meiner Tochter – brachte mich zu dieser Erkenntnis.

Zugegeben handelte es sich um eine der genialsten Marketingstrategie, die ich kennenlernen durfte. Zumindest für die Kuscheltierwerkstatt. Für meine Tochter war es ein Flyer mit superniedlichen Kuscheltieren. Für mich als Mutter war es die kapitalistische Durchdringung von Bildungseinrichtungen und ein unerwarteter gesellschaftlicher Druck, meinen Geldbeutel ungewollt zu öffnen.


Zur Erklärung: Eines unbescholtenen Nachmittags kam meine Tochter mit einem Prospekt voller Kuscheltiere zu mir: „Mama, Mama darf ich ein Kuscheltier haben.“

„Nein, Du hast genug.“

„Menno, Pia, Biene und Franzi machen das auch.“

„Interessiert mich nicht. Gibt’s nicht!“

„Ich hasse dich!“

Gut, der Dialog war stark verkürzt.
Trotzdem inhaltswahr.

Natürlich besaß meine Tochter bereits 6m² Kuscheltierherden. Ausschließlich in ihrem Bett. Ein Bett ohne Übergröße. Kuscheltiere wurden in die Höhe gestapelt.

Natürlich wollte meine Tochter noch ein Kuscheltier.

Natürlich nahmen alle anderen Kinder daran teil.

Natürlich durfte meine Tochter nicht fehlen.

Natürlich brodelte es in mir. Das war Kapitalismus in Reinform!

Natürlich half es nichts, dass ich meiner Familie einen epischen Vortrag über die Kommerzialisierung von Bildungseinrichtungen hielt. Mit Wut und Pathos vorgetragen.

Da bei Kindern gilt: „Wehre dich nicht. Kooperiere! Dann kommst du schneller auf die Couch/Rad/an den Lap Top“, überließ ich die Entscheidung schließlich Knopf selbst. Meine Tochter entschied pragmatisch: Wenn Freundin XY mitmachte, machte sie auch mit. Bezahlte sie halt selbst.

So geschah es dann auch. Ich selbst fühlte mich zwar als Rabenmama, dass ich nicht genauso viel Begeisterung für eine Plüschhülle mit Baumwollfüllung aufbringen mochte wie sie, doch mein politisches Ich war zu erschüttert. Wie kritik- und wehrlos die Elternschaft inklusive meinereiner sich von der Konsumhaltung unserer Kinder niederringen ließ, wollte mir nicht in den Kopf.

Konsumopfer

Der Geschmack der materialistischen Fremdbestimmung ließ mich selbst nicht los, als sie überglücklich und strahlend nach Hause kam, um mir ihr neues Kuschelpferd vorzustellen. Wieso konnte ich die Aktion nicht mit den Augen meiner Tochter sehen und mich freuen? Wieso frustrierte mich dieses Event dermaßen, dass ich mich nun bereits 5 Minuten bloggend darüber echauffiere?

War es, weil ich meiner Tochter beinahe ein schönes Erlebnis verwehrte? War es, weil ich meine Werte schmählich verriet und vor dem kindlichen Konsumdruck erbärmlich einknickte? Oder war es, weil ich feststellte, dass ich drei Reiserücktrittsversicherungen parallel laufen ließ?

Schritt für Schritt

Das sportliche Highlight im Mai war meine Teilnahme am Rennsteiglauf. Zusammen mit 1.700 anderen Lauflustigen, die sich nicht zwischen Laufen und Wandern entscheiden konnten, nordic walkte ich 18 Kilometer von Oberhof nach Schmiedefeld entlang des Rennsteigs.

Der augenscheinlichste Unterschied zum Halbmarathon? Die Senior*innen.

Unter Deutsche Senioren gilt der Kodex: Bei Musik wird gewippt. Schön von einer Seite zur anderen. Es sah aus, als könnten sie sich nicht zwischen Tanzen und Aufwärmen entscheiden. Als der Titel „Bella ciao“ gespielt wurde, errang das Tanzen die Oberhand. Es schlugen die Kommunistenherzen höher und sogar die die ü60er wippten nun eifrig mit.

Der älteste Teilnehmer stammte nebenbei bemerkt aus dem Jahr 1930. Die Vorstellung, dass jemand der zwischen Trümmern, der Teilung Deutschlands und Heimkehrern vielleicht seine erste große Liebe traf, heute mit zwei Skistöcken, aber ohne Ski und Schnee über den Rennsteig lief, verknotete sämtliche Synapsen in meinem neuronalen System.

Rennsteiglauf 2023 Nordic Walking

Mein Herz war auch verknotet. Der 50. Rennsteiglauf. Mir fehlten zwei Personen: Mein Vater und mein Bruder. Der Rennsteiglauf ist das sportliche Erbe meiner Familie und ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals allein daran teilgenommen hätte. Ich war eigentlich nur die Mitläuferin. Getragen wurde die Teilnahme durch meinen Bruder und meinen Vater.

Beide fehlten aus gesundheitlichen Gründen. Ich vermisste sie. Die Ahnung, dass mein Vater wohl nie wieder an dem Traditionslauf teilnehmen wird, ließ mich bei blauem Himmel, Sonnenschein und zwischen wippenden Senior*innen weinen. Es schmerzte unerwartet heftig. Umso größer war die Freude als mein Bruder und mein Schwager mich im Zieleinlauf strahlend begrüßten. Es war ein wundervoller Moment.

Die Klugen gehen in den Garten

Der Mann und Knopf entdeckten im vergangenen Jahr ihre Vorliebe für Übernachtungen im Garten. Seitdem sparte der Mann. Sämtliche Geldgeschenke der Verwandtschaft wanderten in die Vision eines Bettes für vier Personen. Der Traum scheiterte als der Briefumschlag mit dem gesparten Geld unauffindbar verschollen war. Selbstverständlich war meine Gewohnheit, regelmäßig sämtliche Papiere aufzuräumen, verantwortlich für das rätselhafte Verschwinden eines vierstelligen Geldbetrags. Ich hatte den Briefumschlag mit dem Geld recyclet. Ist doch klar. So zumindest die Überzeugung des Mannes.

Kurz vor der Trennung machten wir uns daran, den Wandschrank abzuschrauben – in der Hoffnung der Geldbrief sei dahinter gerutscht. Da fiel dem Mann ein, dass er das Geld nicht in einem Briefumschlag, sondern in einem Geldbeutel sammelte. Es erschien ihm sinnvoll, da ein Briefumschlag schließlich vor meinen eifrigen Wegwerfhänden nicht sicher sei. Der Geldbeutel lag im besagten Wandschrank. Hat man da noch Worte?

Nun ja. Nachdem die Finanzierung des Bettes gesichert war, hielten wir es für einen Spitzenplan das Bett kurz vor Männertag zu bestellen, so dass es genau am Brückentag ankäme. Betriebsbedingt hatten wir beide Urlaub. Wäre perfekt, wäre unser Plan aufgegangen. Ging er aber nicht.

Statt Freitag kam das Bett am Mittwoch. Statt einer Ankündigung per Mail einen Tag vorab, erhielt der Mann einen Anruf 30 Minuten vorab.

LKW-Fahrer: “Ich bringe Paket in halbe Stunde”

Der Mann: “Es ist keiner Zuhause. Wir wussten nicht…”

LKW-Fahrer: “30 Minuten, niemand da, Pakete an Bordsteinkante.”

Der Mann: “Warten Sie, das geht nicht…”

LKW-Fahrer: “Bordsteinkante. Czeszc.”

Einer Sternenfahrt gleich sausten der Mann und ich zeitgleich nach Hause. Angekommen waren wir überglücklich, eine sehr breite Bordsteinkante zu haben. Somit verbrachten wir den Feiertag mit Aufbau des Bettes. Besser gesagt der Mann. Trotzdem benötigte es 3 Tage, bis wir feststellten, dass ein Lattenrost fehlte. Den hatte der eifrige LKW-Fahrer vergessen, auf die Bordsteinkante zu stellen. War im wahrscheinlich nicht breit genug.

Mit beiden Beinen im Leben, mit dem Kopf im Bett

Der berufliche Wiedereinstieg inhalierte mich. Beide Beine von mir standen nun wieder fest im Alltag. Nur mein Kopf war in Australien und mein Herz in der Kita. Ich sah es als Herausforderung, die verschiedenen Lebensbereiche zu vereinen. Doch mein Anspruch, alles wie in der Elternzeit zu handhaben und zusätzlich bald Vollzeit zu arbeiten, killte mich.

Sicher, irgendwie ergatterte ich immer 30 Minuten am Abend, in denen ich Reels auf Insta schaute und die irgendwie zu den Famreelys zusammenbastelte oder einen Artikel zu aktuellen Themen in meinem Leben veröffentlichte. Doch die Artikel wurde immer inhaltsleerer und flacher. Sicherlich, mein Blog ist nicht unbedingt Arte, aber ProSieben sollte es schon sein.

Das Gefühl, immer alles auf den letzten Drücker und somit entsprechend qualitätsarm oder eben auch mal gar nicht zu veröffentlichen, ließ mich innehalten. Ich liebe Bloggen. Es ist meine Aussöhnung mit der Realität. Doch ich ziehe es zunehmend vor, zu erleben und zu handeln.

Die Zeit über die Erlebnisse und Handlungen zu schreiben, fehlte schlichtweg. Kurzerhand schickte ich mich und mein social media life in die Sommerpause.

Zumindest die Famreelys setzten vorerst aus. Während der Auszeit überlege ich mir, was mit ihnen passiert. Der Blog wird weiter gefüttert, wenngleich auch in einer ähnlich losen Taktung wie vor meiner Elternzeit.

Stellt euch darauf ein, dass ich die kommenden 2 Jahre in gleichmäßig hoher Frequenz Worte wie “müde”, “keine Zeit” und “wer hat eigentlich diesen Scheißmythos von der beruflichen Vereinbarkeit in die Welt gesetzt” verwenden werde. Anschließend folgen vielleicht wieder hochwertigere Artikel.

Gehabt euch wohl meine Lieben. Und bis bald.

Mama wandert mit Baby

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