Mamahonks kleine Monatsrückschau April 2023

Im April vor 10 Jahren wurde meine Jugend abrupt beendet: Disney stellte die Softwaresparte Lucas Arts ein. Wer die Meisterwerke Indiana Jones and the Fate of Atlantis oder Monkey Island 1-4 kennt, versteht, dass die Welt seitdem eine andere ist! Kein Wunder, dass alles den Bach runter geht und die Despoten dieser Welt durchdrehen! Ich persönlich hatte seit April 2013 Zeit, mich endlich um die Gründung einer Familie zu kümmern.

Read it, like it or leave it!

Zehn Jahre später – im April 2023 – hielt mich eben diese, mühselig gegründete Familie ordentlich auf Trapp. Da Wertevermittlung ein Kerngebiet meiner pädagogischen Bemühungen ist, starteten wir recht idealistisch mit den Saaleputz – ein jährlich stattfindendes Event zur Reinigung des Saaleufers – in den Monat.

Saaleputz
Saaleputz

Eigentlich hatte niemand Lust dazu: Es regnete, Familie Mamahonk war krank und ich litt an den Nachwehen meines beruflichen Wiedereinstiegs. Letztendlich verdankten wir es ausschließlich den amourösen Ambitionen von Knopf, meiner 7-jährigen Tochter, dass wir zusammen mit dem Kitafreund von ihr durch die Büsche krochen, Ameisenstraßen über unsere Arme umleiteten und nach Müll suchten.

Ich war in einem Trupp von Lehrerfamilien gefangen geraten. Jedem dürfte klar sein, was das bedeutete!? Mein Selbstbewusstsein befand sich wieder in der Schule, als ich drei Lehrereltern erklären wollte, dass die Löcher im Boden zu einem Biberbau führten.

Der Biber lebt wieder an der Saale. Bisspuren an den (umgefallenen) Bäumen zeugten davon. Trotzdem gelang es den drei Lehrkörpern, mich derart zu verunsichern, dass ich nach dem Gespräch fest daran glaubte, der Damm sei die einzige Behausungsform des Bibers. Und die Löcher? Egal. Der Biber lebt im Damm. Problem: Es gab keinen Damm.

Und Biber leben doch in Löchern, für die die Kommune übrigens bei einem Sturz nicht haftet. Ätsch.

So, genug Satisfaktion.

Denn ich habe andere Sorgen, als die Fehlannahmen fehlgeleiteter Pauker*innen zu korrigieren. (Trotzdem. Backpfeifen, allesamt!)

Die Konsequenzen meines beruflichen Wiedereinstiegs durchdrang alle Bereiche meines mamahonkischen Lebens. Ich hatte keine Freizeit mehr. Das erste Opfer: Der Blog. Mein Kreativitätsmodul arbeitete nur noch Teilzeit. Und in der Zeit schrieb es Einkaufslisten, WhatsApps mit befreundeten Mamas oder füllte Anträge aus.

Das Erschreckende: Es störte mich nicht.

Die Stunden, die ich während der Elternzeit hingebungsvoll zum Bloggen nutzte, arbeitete ich jetzt eben. Und das – man höre und staune – sogar ohne nennenswerte Still-, Fütter- oder Windelpausen. Eine einzige Wohltat! Es wird noch verrückter: Es erfüllte mich.

Beruflicher Wiedereinstieg
Zurück auf Arbeit – da lacht das Doppelkinn

Es erfüllte mich so sehr, dass ich mich tatsächlich dabei ertappte, wie ich meinem Vorgesetzten mitteilte, dass ich unter den Vorbehalt der Telearbeit, bereit wäre, ab dem Sommer Vollzeit zu arbeiten. Mal ehrlich, was konnte es Besseres geben als 40h ohne Kinder, dem Mann und einem Haushalt, der sich immer wieder – ohne mich zu fragen – verunordentlichte?

Nein, im Ernst, ich riskiere meine Work-Life-Balance vor allem deshalb, weil ich nicht mehr bereit bin, durch Teilzeitarbeit weniger Geld zu verdienen und in die Rente einzuzahlen. Bis heute stehe ich noch unter Schock davon, wie sich meine prognostizierte Rente in meinem Rentenbescheid seit der Geburt der Kinder auf magische Weise von einem vierstelligen Betrag in einen dreistelligen Betrag verwandelte.

Spaßeshalber rechnete ich durch, wieviel Geld mir seit der Geburt des ersten Kindes aufgrund von Jobwechsel, Teilzeitarbeit, Elternzeiten und coronabedingte Ausfallzeiten flöten ging:

Summa Summarum sprechen wir von einer Nettosumme i. H. v. 50.000,00 €!!!

Nicht eingerechnet sind die Minderungen der Rente durch Teilzeit oder weggebrochene Gehaltserhöhungen. 50.000,00 €! Nur weil ich eine Vagina und dazugehörige gesellschaftliche Prägungen habe.

Ganz ehrlich, wenn jetzt jemand um die Ecke kommt und mir erzählt, Geld sei auch nicht alles, dann stopfe ich ihm 5kg Kinderschokolade mit einem Metallrohr in den Hals! Das ist genau der Mist, den sie Frauen erzählen.

Natürlich ist Geld nicht alles, es macht aber alles leichter! Nun ja. Vollzeit wird trotzdem heftig. Da gebe ich mich keinen Illusionen hin. Glücklicherweise handelt es sich um eine befristete Vollzeit, denn meine zweite Stelle läuft in ein paar Jahren aus. Dann kann ich mir wieder erzählen, Geld sei auch nicht alles.

Von meinen Hobbies wie Sport und Bloggen kann ich mich dennoch verabschieden. Das ist etwas bedauerlich. Schließlich realisierte ich im April mein erstes bezahltes Blogprojekt: Die Kooperation mit Touringen. Ich wollte mich nie für’s Schreiben bezahlen lassen. Für mich fühlte sich das an als wäre ich eine Blogstituierte. Doch um diese Kooperation mit Touringen prügelte ich mich. Na gut, ich bewarb mich darum, denn sie passte einfach zu Familie Mamahonk.

Schließlich suchte ich immer nach DEM pädagogischen Kniff, meine Kinder zum Wandern zu motivieren. Fernsehen und Süßigkeiten als Belohnung waren ein durchaus probates Mittel, dass allerdings immer etwas nach faulem Kompromiss roch. Touringens Stempelralley war die Lösung. Die Osterferien der Großen nutzten wir ausgiebig zum Wandern, Sammeln und Stempeln.

Das infizierte gleichzeitig Fünkchen, meine einjährige Zweitgeborene. An Gründonnerstag beschloss sie nach drei Monaten Fortbewegung auf den Knien, dass es durchaus sinnvoll sei, auf zwei Beinen durch das Leben zu marschieren. Das tat sie seitdem. Völlig ohne Zutun unsererseits.

Während wie bei Knopf ständig unter Rückenschmerzen litten, weil wir uns zu ihr runterbeugten, um mit ihr Laufen zu trainieren, überließen wir diesen Entwicklungsschritt bei Fünkchen völlig der Natur. Mit dem Ergebnis, dass sie nahezu allein Laufen lernte. Etwas später als ihre große Schwester, doch dafür mit einem Schlag in Formvollendung!

Hingegen mich traf sie. Ja! Mich traf die Erkenntnis, dass ich mich sportlich am Rande der Uneignung bewegte. Im April etablierte ich die feste Routine sonntags, statt in das Lutherhaus zum Gottesdienst, mich per Rad in Gottes grüne Kirche zu begeben: Ich beradelte die verschiedenen Gipfel rund um Jena.

Bergtraining

Recht schnell stellte sich dabei heraus, dass nicht nur meine Kondition, sondern auch die Belastung für meine Gelenke die Herausforderung bei der Befahrung des Stelvio Passes werden würden.

Dazu kam das stark veraltete Getriebe meines Rads. Auf meinem Arbeitsweg radelten nur die feinsten Räder. Die sind so High-Tech, DASS mein schäbiges Rad daneben nicht wie ein Fahrrad wirkte, sondern wie Element aus einer historischen Abhandlung alá „Die Entdeckung des Rades“

Das war mal wieder so typisch ich: Um abzunehmen plärrte ich in die Welt, das Stilfser Joch befahren zu wollen, komme wegen permanent kranker Kinder nicht zum Training, stopfe infolgedessen frustriert die o.g. 5 kg Kinderschokolade in mich statt in bornierte Lehrkräfte, um dann festzustellen, dass weder Kondition, Gewicht noch technische Ausstattung geeignet sind, um ein derartiges Vorhaben zu realisieren.

In Reaktion auf diese niederschmetternde Erkenntnis entschied ich mich, abzunehmen. (Paradox, ich weiß. Eigentlich wollte ich auf das Stilfser Joch fahren, um abzunehmen. Jetzt will ich abnehmen, um unbeschadet auf das Stilfser Joch zu fahren). Doch selbst dieser Prozess strotzt vor Mamahonkigkeit:

In keinem der Menschheit bekannten Szenario von Abnehmen zählte Schokolade zu den diätischen Lebensmitteln. Bei Mamahonk schon. Ich konsumierte tafelweise Zartbitterschokolade in den letzten Wochen, um den K-Riegel-Turkey zu überstehen. Ja, ich entsagte der K-Schokolade. Doch einfach keine Schokolade essen, gehörten nicht zu meinen Verhaltensmustern. Schon gar nicht in stressigen Zeiten. Dann eben Zartbitterschokolade.

Die Beziehung mit dem Mann war – erwartungsgemäß – das zweite Opfer meines beruflicher Wiedereinstiegs. Als naive Jugendliche nahm ich stets an, wenn ich mir das Leben mit einem zukünftigen Traummann ausmalte, dass schwierige Situationen meinen Partner und mich zusammenschweißten. Geschenkt.

Die Realität vergaß bei dem Mann und mir das W. Belastungssituationen führten eher dazu, dass wir uns zusammenscheißten. Ok, das ist so nicht ganz korrekt. Nach Arbeit, Kinder, Haushalt, Sport fehlte uns häufig einfach die Energie zum Streiten. Hätten wir noch Energie, stritten wir.

Im Großen und Ganzen gelang uns der Spagat zwischen Familie und Beruf dennoch recht gut. Ich darf mich glücklich schätzen, ein Männerexemplar abgegriffen zu haben, dass ein sehr großes Interesse daran hat, Zeit mit seinem Nachwuchs zu verbringen und ihm etwas für das Leben mitzugeben. 

Gut, gelegentlich kommen wir uns deswegen ins Gehege, da wir doch recht unterschiedliche Ansichten haben, was den Kindern mitgegeben werden soll. Und sicherlich, hin und wieder konkurrieren die Kinder um die väterliche Aufmerksamkeit mit einem Garten. Doch es gibt Schlimmeres.

Alle helfen mit

Allerdings – der Mann unterstützte mich nicht. Nein. Er übernahm seit meinem Wiedereinstieg eine gleichwertige Rolle bei der Care-Arbeit. Zwar zermürbte des Mannes Nörgelei darüber, wie anstrengend das alles sei, zuverlässig meine innere Zufriedenheit.

Doch er war da!

Als mein Vater an Lungenentzündung erkrankte und ich die immer noch verschnupften Kinder nicht mit zum Krankenbesuch nehmen konnte. Während meines sonntagmorgendlichen Radtrainings. Wenn ich morgens zur Arbeit fuhr und er die Kinder in die Kita brachte usw.

Ich bin so unendlich dankbar dafür!

Was war noch im April los?

Ein großes Ziel für den April erreichte ich nicht: Abstillen. Höre mit etwas auf, dass du liebst! Warum ich abstillen wollte, wenn ich es liebte? Druck des Mannes? Druck der Schwiegermutter? Druck der Gesellschaft? Nein.

Ende des Monats stand ein Kontrolltermin beim Gynäkologen ins Haus. Letzten Oktober ergab der Brustultraschall eine Auffälligkeit in meiner rechten Brust. Stillsee oder Zyste oder ??? Nach meiner Konisation bin ich da sehr empfindlich. Also folgte seit den Osterferien jeder Abend folgender Choreografie:

Mit Stahlblick betrete ich das Schlafzimmer, schaue Fünkchen tief in die Augen und erkläre ihr fest: “Heute stillen wir ab!”

Sie kichert und zupft an meinem T-Shirt und…

Ich erhebe den Zeigefinger: „Nein, heute nicht.“

…lupft mein T-Shirt nach oben und verschwindet darunter.

„Oh, du kicherst so süß!“

Gierig trinkt sie an der ersten Brust, zeigt dann mit breitem Grinsen auf die zweite Brust: „Da“

„Na gut.“

Kurz Zeit später zeigt sie mit dem Zeigefinger auf meinem Bauchnabel.

„Nein, Fünkchen, das ist keine Brust!“

Gierig zutscht sie am Bauchnabel und meckert lautstark, als keine Milch kommt. Es klingt, als wäre sie fassungslos, dass sie ein derartiges Mangelmodell an Mama abbekommen hat. Nur zwei Brüste! Wo gibt es denn so etwas!

Stillkoma

Während ich also auf einhelliges Abstillen hoffte, träumte meine Zweitgeborene von dreibrüstigen Mamahonks.

Das Dilemma: Abgesehen von dem Untersuchungstermin gab es keinen Anlass für mich, die Milchbar zu schließen. Schließlich ist es eine spitzenmäßige Einschlafhilfe. Außerdem bedient das Stillen meine narzisstische Überzeugung, eine Superkraft zu haben und stellt die Versorgung mit körpereigenen Koks sicher. Wäre schön blöd, darauf zu verzichten.

Mein Gynäkologe rätselte also weiter und entließ mich mit einer Einladung zur Wiedervorstellung im Oktober. Gewachsen waren glücklicherweise die ??? in meiner Brust nicht.

Außerdem sah ich im April zwei sehr gute Freundinnen wieder. Beide Treffen gaben mir unglaublich Energie! Kennt ihr das? Ewig nicht gesehen und trotzdem fühlte es sich wie immer an? Ich bin so unendlich dankbar für diese wunderbaren, starken Frauen in meinem Leben, die ganz unterschiedliche Lebensentwürfe haben. Für mich eine einzige Inspiration. In dem Sinne: Gruß nach Kiel und Stuttgart (Ach, und nachträglich nach Barcelona.)

Ostern war wie Weihnachten – eine Tournee durch die Patchworkfamilie. Insgesamt suchten unsere Kinder 5 x Ostereier. Doch ich bin zu müde, um euch mit den schmutzigen Details zu behelligen.

Und wir haben einen Urlaub gebucht: Wir gönnten uns 5 Sterne deluxe für die Herbstferien. Wohin es geht, verrate ich, wenn es so weit ist.

Ostereiersuche

Mama wandert mit Baby

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