Eingewöhnung in die KITA – Preview

Erstaunlicherweise akzeptiere ich allmählich, dass die einzige Zeit am Tag, um meinen Gedanken nachzuhängen die ist, die ich auf dem Klo oder unter der Dusche verbringe. So auch neulich ließ ich beim Haare waschen die Ereignisse der vergangenen Woche Revue passieren und einen Blick in die Zukunft werfen – zu Knöpfchens Eingewöhnung.

Von Jägern und Sammlern

Durch die ethnologische Brille betrachtet, fällt mir auf, dass meine Tochter zu den Jägern und Sammlern gehört. Besser gesagt zu den Gejagten und Sammlern. Vergangene Woche wurde sie von Wespen gejagt und sammelte deren Stiche. Anschlag Nummer eins erfolgte während eines friedlichen Spiels mit Wäscheklammern. Papa fehlten zwar die liebevoll von ihr dekonstruierten Wäscheklammern beim Aufhängen der Wäsche hinten und vorne. Er ließ sie trotzdem gewähren.

Da entschied eine besonders mutige oder törichte Wespe, dass Knöpfchens Armbeuge ein ausgezeichneter Platz für eine kurze Rast sei. Knöpfchen entschied gleichzeitig, dass das ein ausgezeichneter Moment sei, die einjährigen Muskeln spielen zu lassen und klappte ihren Arm zusammen. Wespe wehrte sich, gleich zwei mal. Und entschwand.

Was Knöpfchen nicht lernt…

Das war der Moment, in dem sich Knöpfchen als akustische Mehrzwecksirene outete. Seitdem schleicht Papa als Agent Orange durch die Wohnung und bekämpft erfolgreich das Wespennest in unserem Rolladenkasten. Meiner Neigung aus allem etwas Positives zu ziehen folgend, betrachtete ich die Wespenattacke als Zweifachimpfung gegen Wespengift sowie der untrüglichen Kenntnis, dass Knöpfchen nicht allergisch auf Wespengift reagiert.

…lernt Knopf niemals mehr

Und was lernt Knöpfchen daraus? Nix, könnte man meinen, als ich sah, wie sie zwei Tage später neugierig ihren Zeigefinger in Richtung eines gelbschwarzgestreiften Flügelwesens streckte, dass auf ihrem Kinderwagen gelandet war. Bevor ich auch nur „NICHT“ schreien konnte, war Knöpfchen selbst schon am Brüllen. Wenigstens waren wir diesmal gut vorbereitet und wussten, dass eine aufgeschnittene Zwiebel und Essig das Gift aus der Wunde saugen.

Alles hat ein Ende…oder auch nicht

Knöpfchens Schmerzen nahmen jedoch mit dem Wespozid keine Ende: Nach wochenlangen Sabbern ist es nämlich endlich soweit. Der erste Backenzahn kämpft sich seinen Weg durch das Zahnfleisch. Dank der handelsüblichen Nebenwirkungen wie heißen Kopf, volle Windel und der akustischen Neuauflage von Wacken litten auch wir Eltern vor allem nachts richtig mit. Ungünstigerweise waren jegliche Zahnungsmittelchen verdorben oder unauffindbar in Knöpfchens neu geordneter Welt verschollen.

SOS-Ultra-Repair-Formel oder meine Gedanken fliehen vor dem eigentlichen Problem

Während ich also meine Haare shampooniere und Knöpfchens Schmerzerfahrungen kopfschüttelnd erinnere, was zugegebenermaßen nicht ganz einfach ist, fällt mein Blick auf das vor mir stehende Shampoo. Der Werbeslogan darauf sticht mir fast die Augen aus: SOS-Ultra-Repair-Formel! Boah! Was für ein Versprechen. Dieses Shampoo repariert nicht nur Haare, sondern das Ganze auch noch ultramäßig schnell in Notsituationen. Wahrscheinlich kann sie sogar fönen. Ganz ernsthaft, ich frage mich, wer sich solche Slogans ausdenkt und was sich derjenige davon verspricht, derartige Versprechen zu geben. Werden meine Kaufentscheidungen tatsächlich von solchen Slogans beeinflusst?

Kritisch reflektiere ich mein eigenes Kaufverhalten. Dabei stelle ich fest, dass ich mich von zwei Kriterien beim Produkterwerb leiten lasse: Der Preis ist mein Eyecatcher, der Geruch mein Convincer. Bewährt sich das Produkt schließlich, erschlafft die dafür zuständige Hirnzelle und steuert mich in der Drogerie stets  zum gleichen Produkt. Sie wird erst wieder aktiv, wenn die Produktformel verändert wird. Bis dahin bin ich markengebunden. Ich reduziere jeglichen kognitiven Aufwand auf ein Minimales.

Interessanterweise steht unter dem Werbeslogan ein Hinweis, den ich den letzten Monaten immer häufiger auf Pflegeprodukten entdecke: Ohne Silikone. Was hat es mit diesen Silikonen auf sich, frage ich mich. Die einzigen Silikone, die ich kenne, kommen in den Busen oder werden als Dichtungsmittel verwendet. Wieso ist es so wichtig zu erwähnen, dass sie nicht enthalten sind?  Impliziert das, dass sie bisher enthalten waren? Wenn es jetzt als Vorteil betont wird, sind Silikone dann ein Nachteil?

Hinterfragen oder nicht hinterfragen, dass ist hier… äh… die Frage

An der Stelle bemerke ich mal wieder, wie wenig ich Dinge hinterfrage, die hinterfragt werden sollten. Ich bin eigentlich einer der Menschen, die sich darauf verlassen, dass funktionierende Dinge funktionieren. Der sich der allgemeinen Panikmache nicht zum Sklaven machen will. Denn seien wir ehrlich, der heutige Durchschnittsdeutsche hat eine starke Neigung dazu, sich intensiv zu informieren. Dankenswerterweise ist das problemlos möglich. Anders als in anderen Staaten. Allerdings wird das Wissen nicht selten dazu genutzt Untergangszenarien zu entwerfen und sich selbst das Leben schwer zu machen. Panikgetrieben vor Silikonen, Fribolin oder Gluten verpassen wir dabei das Leben. Damit bin ich wieder beim Ursprung meiner Gedankensafari angelangt.

Selbst beim Impfen verfolge ich stoisch das Prinzip „Never stop a running system“ und vertraue voll auf die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und ignoriere die panisch-zweifelnden Blicke anderer Mütter, wenn ich meine Einstellung kundtue. Ich übte Zurückhaltung im Recherchieren, lasse impfen und vertraue auf den Allaroundschutz, den auch ich als Kind erhalten hatte. Vielleicht haben die Seren das ein oder andere Hirnareal zerstört. Das mag sein. Das würde erklären, warum ich kein Genie trotz bester Voraussetzung geworden bin. Dafür mache ich mir bei Reisen in exotische Länder nicht ganz so viele Gedanken. Ob nun pro oder contra Impfen, es geht immer um das Spiel mit der Angst. Mir geht es um deren Reduktion.

SOS-Ultra-Anti-Panic-Formel

Jetzt ist es allerdings der Fall, dass meine wespenzerstochenes Kind mitten während des nervenaufreibenden Zahnungsprozesses geimpft werden soll. Per se wäre das unproblematisch. Unglücklicherweise soll es kurz darauf in die Kita eingewöhnt werden. In diesem Fall versagen sämtliche Panikreduktionsmechanismen in meinem Kopf. Tatsächlich kursieren gerade zwei Szenarien darin:

Szenario 1

Wegen des Zahnungsfiebers wird mein Kind nicht geimpft. Dadurch können wir die Eingewöhnung starten, doch durch das Zahnen ist Knöpfchen derart schlecht gelaunt, dass sie fluchtartig die Kita verlassen will. Wird diesem Wunsch nicht Folge geleistet, wird sie ihre Forderung akustisch untermauern. Sie kann da sehr überzeugend sein. Sie weint und schreit und zerrt und ich benötige eine neue Du-bist-keine-Rabenmutter-Therapie.

Szenario 2

Da es nur Zahnungsfieber war, wird mein Kind dennoch geimpft. Anschließend bekommt sie Impfungsfieber, sodass ihr Immunsystem geschwächt ist und sie sofort krank wird. Damit können wir gar nicht erst mit der Eingewöhnung beginnen.

Görgs, dank der Berichte anderer Mütter zum Thema Eingewöhnung sehe ich diese Phase als Keimzelle jeglicher physischer und psychischer Belastungen für mein Kind. Obwohl ich Tochter einer Erzieherin bin, scheidet für mich durch diese Verblendung Szenario 3 völlig aus:

Knöpfchen gewöhnt sich an die Kita und bleibt gesund.

Gibt es eigentlich eine SOS-Ultra-Anti-Panic-Formel? Ich könnte eine Dosis gebrauchen. Gerne auch mit Silikonen.

Hier könnt ihr unsere Eingewöhnung von Knöpfchen nachlesen:

  1. 8 Tipps für die Eingewöhnung
  2. Diagnose: Helikoptermama?
  3. Eingewöhnung in die Kita – Preview
  4. Die Eingewöhnung – zweite Woche – the beginning
  5. Die Eingewöhnung – zweite Woche – the proceeding
Mama wandert mit Baby

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